Ortsunabhängig arbeiten bei merconic

Unsere Office-Basis befindet sich im Prenzlauer Berg in Berlin. Hier treffen wir uns an zwei festen Tagen pro Woche, um face-to-face arbeiten zu können. Die restlichen Tage kann jeder selbst entscheiden, von wo aus er arbeiten möchte - im Büro, im Home Office oder auch vom Café aus.

Unter der Dachmarke merconic betreibt die Berliner Online-Marketing-Agentur mit einem 6-köpfigen Team verschiedene Webseiten, die auf die junge, akdademische Zielgruppe ausgerichtet sind. Neben dem Bereich Student-Shopping, der aus den beiden Plattformen allmaxx.de und unimall.de besteht, gibt es auch noch mehrere Finanz-Webseiten.

Das merconic Team arbeitet in einer half remote Struktur, also ortsunabhänig in einer bestimmten Stadt und teilweise komplett ortsunabhängig.

 

Steckbrief Unternehmen:

  • merconic GmbH
  • Mitarbeiterzahl: 6
  • Modell: half remote
  • Interviewpartner: Teresa Bauer, Head of Sales & Marketing

Ich bin Teamleitung bei merconic und stelle euch unser remote first Prinzip vor:

Wie genau sieht euer flexibles Arbeitsmodell aus?

Unsere Office-Basis befindet sich im Prenzlauer Berg in Berlin. Hier treffen wir uns an zwei festen Tagen pro Woche, um face-to-face arbeiten zu können. Die restlichen Tage kann jeder selbst entscheiden, von wo aus er arbeiten möchte – im Büro, im Home Office oder auch vom Café aus. Generell gilt Vertrauensarbeitszeit, denn bei uns zählen Ergebnisse und nicht die reine Anwesenheit. Es ist auch kein Problem, ab und zu für eine Woche in der jeweiligen Heimatstadt zu arbeiten (wir haben nur zwei waschechte Berliner unter uns), wenn man es rechtzeitig abspricht. Zudem ermöglichen wir es unseren Mitarbeitern, dem kalten Berliner Winter für ein paar Wochen zu entfliehen – meistens mit einer Mischung aus Urlaub und Remote Working.

Mit welchen Tools arbeitet ihr?

Für die interne Kommunikation nutzen wir Slack, Trello ist unser virtuelles Büro für das Projektmanagement und als CRM nutzen wir zusätzlich Hubspot. Außerdem sind sämtliche Google-Anwendungen unsere stetigen Begleiter im Tagesgeschäft.

Warum habt ihr euch dafür entschieden, (teilweise) ortsunabhängig zu arbeiten?

Wir sind der Meinung, dass kein Mensch acht Stunden am Stück am immer gleichen Ort zur immer gleichen Zeit produktiv sein kann. So möchte ich nicht arbeiten und ich möchte auch nicht, dass meine Mitarbeiter so arbeiten müssen. Ein Büro zu haben ist für bestimmte Tätigkeiten super, für andere gibt es deutlich bessere Orte: Wer viel telefoniert, profitiert zum Beispiel von der Ruhe in den eigenen vier Wänden und Kreativität entsteht bei manchem eher im Café um die Ecke als im Großraumbüro. Außerdem hat jeder von uns noch ein Leben außerhalb der Arbeit – merconic fördert aktiv die Vereinbarkeit von Arbeit und anderen Lebensbereichen. Die gewonnene Flexibilität kann so jeder dort investieren, wo es ihm am liebsten ist: für die Familie, ein Hobby, das Reisen, die Pflege Angehöriger oder auch einfach um einen gesunden Nap auf dem heimischen Sofa einzulegen und danach umso produktiver weiterzuarbeiten 🙂 Diese Wertschätzung ist nur ein geringer Preis für die ausgeglichenen und motivierten Mitarbeiter, die wir im Gegenzug dafür erhalten.

Arbeitet ihr (nur) ortsunabhängig oder auch zeitunabhängig?

Ein komplett zeitunabhängiges Arbeiten ist bei uns nicht möglich, weil wir uns für bestimmte Arbeitsschritte mit unseren Kollegen abstimmen müssen. Es gibt eine Art Kernarbeitszeit, zu der auch jeder im Home Office erreichbar ist. 30% unserer Arbeitszeit können wir auch zeitunabhängig ausführen, was sowohl den Nachteulen, als auch den Frühaufstehern entgegenkommt.

Welche Startschwierigkeiten hattet ihr mit der Einführung des flexiblen Arbeitsmodells? Was ist euer größtes Learning aus der Umstellungsphase?

Ein Jahr lang war ich die einzige Mitarbeiterin mit diesem flexiblen Modell. Als es dann für alle geöffnet wurde, war es nicht mehr so einfach zu handlen wie mit einer Person. Es mag auf den ersten Blick kontrovers wirken, aber um Freiheit und Flexibilität wirklich leben zu können, ist ein ganz klares Regelwerk notwendig. Nur wenn alle Mitarbeiter die gleichen Ausgangsbedingungen haben und kennen, kann ein ortsunabhängiges Zusammenarbeitn funktionieren. Unser größtes Learning ist also: Von Beginn an – am besten gemeinsam – ein Regelwerk für die Arbeitsbedingungen schaffen und dieses anfangs quartalsweise hinterfragen und anpassen.

Welchen Vorher-Nachher Effekt hat die Einführung des ortsunabhängigen Arbeitens bei euch?

Tatsächlich gibt es seit der Umstellung auf des flexible Arbeitsmodell nur sehr wenige Krankmeldungen. Wenn sich jemand aus dem Team nicht gut fühlt, bleibt er/sie einfach im Home Office, wo man sich zwischendurch mal ausruhen und eine Pause einlegen kann. Alleine dadurch, dass man sich das “Halb-krank-zur-Arbeit-schleppen” sparen kann, reduzieren sich längere Ausfallzeiten stark.

Mit welchem Vorurteil werden ortsunabhängige Teams oft konfrontiert und wie würdest du es entkräften?

Viele Führungskräfte befürchten das Sprichwort “Aus den Augen aus dem Sinn!” und gehen davon aus, dass ihre Mitarbeiter nicht mehr arbeiten, wenn sie sie nicht mehr sehen können. Dass physische Anwesenheit als Kontrollmechanismus und Führungswerkzeug wahrgenommen wird, hinterfrage ich schon lange. Meines Erachtens verhält es sich genau umgekehrt: Wenn Mitarbeiter 40 Stunden vor Ort im Büro sein müssen, sinkt die Leistungsbereitschaft, weil man die Zeit “sowieso absitzen muss”. Durch die Vertrauensarbeitszeit steigt die Leistungsbereitschaft, weil man vor dem Chef oder Team nicht untätig wirken möchte. Das Prinzip Zeit gegen Geld wandelt sich bei ortsunabhängigen Teams eher in Ergebnis gegen Geld. Hier sind die Führungskräfte gefragt, Ziele richtig zu setzen und nachzuhalten.

Drei gute Gründe, warum mehr Unternehmen ihr Team ortsunabhängig(er) aufstellen sollten?

  • Unsere Bewerberauswahl auf offene Stellen hat sich qualitativ enorm verbessert. Durch unser flexibles Arbeitsmodell ziehen wir sehr motivierte und engagierte Leute an, die Freiheiten schätzen und gleichzeitig sehr eigeninitiativ und organisiert sind.
  • Unser komplettes Team bestätigt, dass man an Home Office Tagen um einiges produktiver arbeiten kann, weil man viel weniger gestört wird.
  • Die gewonnene Flexibilität wirkt sich positiv auf die Arbeitsmoral aus – wer etwas bekommt, will auch etwas zurückgeben.

Welchen Tip hast Du für Leute mit dem Wunsch nach einer ortsunabhängigen Festanstellung?

Bisher gibt es noch nicht so viele ausgeschriebene ortsunabhängige Stellen oder es wird gar nicht so offen damit nach außen getreten. Ich rate dazu, erstmal im eigenen Unternehmen eine Flexibilisierung des Arbeitsmodells vorzuschlagen. Dazu sollte man selbst eine klare Vorstellung davon haben, wie so ein Modell aussehen könnte und eine Testphase in kleinen Schritten anbieten. Meiner Meinung nach äußern viel zu wenige Arbeitnehmer ihre Bedürfnisse und Wünsche. Fragen kostet nichts und wenn man seine Vorstellungen gut begründen kann, sind viele Chefs hierzu aufgeschlossener als man denkt.

Wenn Du eine Frage zu diesem Thema hast, stelle sie gerne in den Kommentaren.

Über mich

Ich bin Teresa und ich helfe Unternehmen Home-Office und remote work erfolgreich einzuführen. In meinem Blog findest du Portraits von Unternehmen, die bereits erfolgreich remote arbeiten und ich teile meine Herangehensweise an Remote Work und Leadership. Viel Spass beim Lesen!

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