Ortsunabhängig arbeiten bei brandung

Work-Life-Balance als zentraler Faktor: Wie wird bei der Digitalagentur brandung gearbeitet? Anna Konkel, Senior Human Resources Manager, teilt im Interview spannende Details aus dem Arbeitsalltag.

GetRemote Interview mit brandung GmbH & Co. KG

Wir sind brandung! Die unabhängige Full Service Digitalagentur für Digital CommunicationE-Commerce und Online-Marketing. Mit uns erhalten Sie die Lösung im Komplettpaket: Von strategischer Beratung über Design und technischer Entwicklung bis hin zur Maintenance.

Gegründet von den drei Geschäftsführern Max Helke, Michael Hacke und Niels Struckmeyer, sind wir seit 2003 in Köln und seit 2007 mit einem Standort in Berlin tätig. Unsere Kunden kommen aus den Branchen Healthcare, NGOs, Versicherungen und Finanzen, Industrie, Retail, Fashion, FMCG sowie aus der Fußball-Bundesliga.

 

Steckbrief

  • Unternehmen: brandung GmbH & Co. KG
  • Mitarbeiterzahl: 180
  • Modell: Half Remote
  • Interviewpartner: Anna Konkel, Senior Human Resources Manager

 

Wie genau sieht euer flexibles Arbeitsmodell aus?

Für Vollzeitkräfte haben wir eine Kernarbeitszeit von 10 bis 16 Uhr, die restliche Zeit kann man gleiten. Zwischen 7 und 10 Uhr kann man bei uns den Tag starten. Zwischen 16 und 19 Uhr damit den Tag beenden.

Die 40 Stunden können die Kolleg:innen dann über die Woche verteilen, wie es für sie privat und mit beruflichen Meetings am besten passt. Wenn an einem Tag mal länger gearbeitet wird, kann die Zeit natürlich unter der Woche an anderer Stelle abgebummelt werden.

Darüber hinaus bieten wir auch Teilzeitmodelle, diese können so individuell gestaltet werden, wie jeder Mitarbeiter ist. Die Kernarbeitszeiten werden je nach Stundenmodell dann entsprechend angepasst und ggf. gekürzt.

 

Mit welchen Tools arbeitet ihr?

Abhängig vom Gewerk, aber standartmäßig: Jira, Confluence, SharePoint, Microsoft 365 und Teams.

Im Design nutzen wir Figma, Adobe Cloud (Illustrator, Indesign, etc.) und Video-Tools wie After Effects für Animationen > die Cloud Dienste sind super für die remote Arbeit geeignet und Figma als browserbasiertes Designtool erleichtert die ortsunabhängige Kollaboration unserer Designer:innen.

Im Frontend nutzen die meisten Kolleg:innen Visual Studio Code als Basis, im Backend PHPStorm, Gitlab und Docker ist ebenfalls dabei > insb. Gitlab ist in der remote Arbeit sehr wichtig, da Abnahmen und Code Reviews komplett ortsunabhängig durchgeführt werden können.

Auch Selbstorganisationstools wie Trello oder todoist sind im PM und HR beliebte Hilfsmittel.

 

Warum hast du dich dafür entschieden, mit deinem Team ortsunabhängig zu arbeiten?

Je nach dem welche Aufgaben anstehen, sind die Kolleg:innen teilweise produktiver, wenn sie mit ihrem Team zusammensitzen und teils wenn sie irgendwo für sich selbst in Ruhe arbeiten können. Wir möchten unseren
Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, selbst zu wählen, welche Umgebung sie bei welchen Tasks brauchen.

Zudem haben wir verschiedene Standorte, wodurch wir insbesondere in standortübergreifenden Abteilungen, wie HR, Sales und Marketing stark davon profitieren digital zusammen zu arbeiten.

 

Arbeitet ihr (nur) ortsunabhängig oder auch zeitunabhängig?

Wir haben flexible Arbeitszeiten, diese sind aber nicht vollkommen unabhängig. Durch die Kernarbeitszeit gibt es einen zeitlichen Korridor, in dem sich alle Kolleg:innen überschneiden und so ihre Meetings oder Absprachen leichter treffen können.

 

Worauf sollten Unternehmen besonders achten, die Home Office und remote work gerade neu etablieren?

1.) Sie sollten die notwendige Infrastruktur sicherstellen (Hardware und Software). Von den Mitarbeitern kann nicht verlangt werden, dass sie ihre private Hardware nutzen, um remote zu arbeiten.

Die Laptops sollten mit Kameras und guten Mikrofonen ausgestattet sein, damit Meetings remote stattfinden können. Es muss ein VPN Client eingerichtet sein, damit der Datenschutz eingehalten werden kann und die Mitarbeitenden auch außerhalb des Büros Zugriff auf alle relevanten Server, Dateien etc. haben. Wir haben auf SharePoint umgestellt, was eine große Erleichterung war.

Generell empfiehlt es sich vermehrt in der Cloud und mit Browserbasierten Tools zu arbeiten.

2.) Sie sollten Formate schaffen, in denen die Mitarbeitenden sich weiter austauschen können, damit sich das Teamgefühl nicht verliert. Bei brandung haben sich einige solcher Formate etabliert, die von den Teams nach individuellen Wünschen und Bedürfnissen genutzt werden.

Zum Beispiel für den beruflichen Austausch werden tägliche „morninglys“ oder „eveninglys“ genutzt und für den privaten Austausch gemeinsame virtuelle Mittagspausen und Spieleabende. Zusätzlich gibt es auch regelmäßige Standort- und Agenturmeetings die ebenfalls digital stattfinden, damit alle Kolleg:innen die Möglichkeit haben an diesen teilzunehmen.

3.) Sie sollten bei den Mitarbeitenden ein Bewusstsein für die Herausforderungen in Bezug auf remote work schaffen und im besten Fall schon vorab Lösungen anbieten.

Wir haben auch schon vor der Pandemie den Mitarbeitenden angeboten an einzelnen Tagen mobil zu arbeiten. Als wir allerdings Anfang 2020 komplett ins Mobile Office gewechselt sind, waren wir uns bewusst darüber, dass nicht jede:r Mitarbeiter:in die gleiche technische Ausstattung Zuhause hat.

Damit niemand benachteiligt wird, haben wir unseren Mitarbeitenden angeboten sich die ihnen fehlende Technik bei brandung zu leihen. Zum Teil arbeiten Kolleg:innen gezwungener Maßen aus dem Mobile Office (aus privaten Gründen). Dies fällt nicht jedem so leicht, daher versorgen wir unsere Mitarbeiter:innen regelmäßig mit Tipps und geben Hilfestellungen.

4.) Sie sollten den Mitarbeitenden freistellen, ob sie das Angebot zum remote work überhaupt in Anspruch nehmen wollen. Remotearbeit ist ein tolles Angebot, was von vielen Mitarbeiter:innen gerne genutzt wird. Jedoch sollte es für niemanden einen Zwang geben von Zuhause zu arbeiten.

Die größte Zufriedenheit haben wir bei den Kolleg:innen, die jeden Tag frei entscheiden können, von wo sie arbeiten möchten.

 

Funktioniert erfolgreiches Führen auf räumliche Distanz anders als im Büro?

Anfangs ist das eine Umstellung, weil man sich nicht mehr täglich sieht und nicht eben etwas „rüber rufen“ kann. Wenn es sich erst einmal eingependelt hat und man sich bewusst darüber ist, dass sich an der Zusammenarbeit nichts geändert hat, außer das Medium, ist es sehr ähnlich.

Zu Beginn muss man seinen Mitarbeitenden deutlich demonstrieren, dass man für Rückfragen zur Verfügung steht und erreichbar ist. Es ist teilweise etwas schwieriger den Überblick zu behalten, mit den in Punkt 2 erwähnten Formaten schafft man jedoch einen transparenten Austausch, so dass man als Führungskraft auch bei ortsunabhängiger Zusammenarbeit weiter gut abgeholt wird.

Eine absolut positive Veränderung war, dass man ganz anders gelernt hat zu vertrauen. Dies hat nicht nur das Pflichtbewusstsein, sondern auch den Zusammenhalt weiter gestärkt.

Nichtsdestotrotz ist remote Führung zeitintensiver, weil auch für zwischenmenschlichen Austausch Termine gesetzt werden sollten, um die Erreichbarkeit zu gewährleisten. Außerdem kann es gelegentlich trotz Videotelefonie zu Missverständnissen kommen und es ist für Führungskräfte schwieriger die Mimiken und Gestiken eindeutig zu deuten.

Es ist also schon eine Herausforderung die Nähe zu den Mitarbeitenden trotz der Distanz aufrecht zu erhalten. Und remote Führung verlangt den Führungskräften noch mehr Soft Skills und soziale Kompetenzen wie Empathie und Einfühlungsvermögen ab als zuvor

 

Mit welchem Vorurteil werden ortsunabhängige Teams oft konfrontiert und wie würdest du es entkräften?

„Home Office ist gleich No Office“. Viele haben Scheu davor Mitarbeiter:innen außerhalb des Büros ihre Arbeit verrichten zu lassen, weil sich hartnäckig die Meinung hält, dass Mitarbeiter:innen im Home Office nicht oder weniger arbeiten würden.

Meiner Meinung nach hat die, durch Corona erzwungene, remote work unumstritten bewiesen, dass die Produktivität gehalten und teils sogar gesteigert werden konnte.

Gut möglich dass jemand im Home Office die Gelegenheit nutzt um eine Waschmaschine anzustellen oder seinem Fitnessplan nachzugehen. Solange ich als Führungskraft am Ende des Tages am Output keine negativen Veränderungen merke, ist es sogar positiv, dass meine Mitarbeitenden ihr Arbeits- und Privatleben besser vereinen können.

 

Drei gute Gründe, warum mehr Unternehmen ihr Team ortsunabhängig(er) aufstellen sollten?

  1. Die Unternehmen erhöhen die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter:innen, da sie ihr Work-Life-Balance besser in Einklang bringen können. Zum Beispiel kann ein:e Mitarbeiter:in seine:ihre Lebensumstände verändern ohne dass zwangsläufig ein Arbeitgeberwechsel damit verbunden ist z. B. bei einem Umzug.
  2. Durch ortsunabhängige Zusammenarbeit können Teams über Ländergrenzen hinweg zusammenarbeiten. Dies bietet die Möglichkeit Teams noch diverser zusammenzustellen und von der interkulturellen Vielfalt zu profitieren.
  3. Uns als brandung liegt vor allem die Umwelt am Herzen und haben aus diesem Grund schon vor der ortsunabhängigen Arbeit zum Beispiel Jobtickets angeboten, um die Umwelt etwas zu entlasten. Durch die ortsunabhängige Arbeit werden zusätzlich unnötige Fahren vermieden und die Umwelt wird durch weniger Berufspendler entlastet.

 

Welchen Tipp hast Du für Leute mit dem Wunsch nach einer ortsunabhängigen Festanstellung?

Stelle sicher, dass du außerhalb des Büros einen Platz hast, der technisch ausreichend und ergonomisch ausgestattet ist und dir die notwendige Ruhe zum Arbeiten bietet. Eine Trennung zwischen Arbeitsplatz und privatem Platz ist wichtig, nur so kannst du deine körperliche und psychische Gesundheit schützen.

Schaffe für dich selbst Routinen wie z. B. sich trotz remote work angemessen kleiden oder nach Feierabend eine Runde spazieren gehen. Dein Körper muss lernen, wann er sich bei der Arbeit und wann in der Freizeit befindet.

Neben allen Vorteilen die remote Arbeit bietet, ist der persönliche Austausch oder das persönliche Feierabendbier mit den Kolleg:innen noch immer am schönsten. Also verabrede dich mit deinen Kolleg:innen trotz der ortsunabhängigen Arbeit hin und wieder im Büro. So stärkt ihr euren Zusammenhalt und auch du vergisst nicht, dass du ein Teil eines Teams bist.

Über mich

Ich bin Teresa und ich helfe Unternehmen Home-Office und remote work erfolgreich einzuführen. In meinem Blog findest du Portraits von Unternehmen, die bereits erfolgreich remote arbeiten und ich teile meine Herangehensweise an Remote Work und Leadership. Viel Spass beim Lesen!

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