GetRemote Interview mit PANORAMA3000
Seit mehr als zehn Jahren beschäftigen wir uns mit der Digitalisierung und ihrem Einfluss auf Kommunikation, Marketing, Organisation und Geschäftsmodelle. Wir wissen, was wichtig ist und unterscheiden trendige Hypes von langfristigen Veränderungen.
Was intuitiv aussieht, ist das Ergebnis harter Arbeit und die Reduktion von Komplexität. Dabei hilft die Lust am Experiment. Es einfach aussehen zu lassen beginnt damit, es einfach zu machen.
Die digitale Welt ist jung und in ständiger Veränderung. Ausgetretene Pfade gibt es nicht. Man muss mutig sein und sich trauen, eigene Wege zu gehen.
Steckbrief
- Unternehmen: PANORAMA3000
- Mitarbeiterzahl: 35
- Modell: Half Remote
- Interviewpartner: Thomas Praus, Partner & Geschäftsführer
Wie genau sieht euer flexibles Arbeitsmodell aus?
Alle sind frei in der Wahl ihres Arbeitsortes. Wir haben auch Leute, die länger woanders hingehen (Australien, Kanaren, Österreich..). Wir versuchen, ein tolles Büro anzubieten mit guten Arbeitsplätzen, Kaffee, ab und zu Essen, damit man gerne dort hin geht.
Wir machen Events und Teams verabreden sich zu gemeinsamen Sessions. Wir haben einen Slack-Bot, der freitags für die kommende Woche abfragt, wer wann kommt, damit man sich daran orientieren kann. Wir tragen in die Kalender ein, wer wann im Büro ist. So schaffen wir es, sehr flexibel und selbstbestimmt zu bleiben und uns dennoch häufig zu sehen.
Mit welchen Tools arbeitet ihr?
Google Workspace, Asana, Slack, Moco, MS Office 365
Warum hast du dich dafür entschieden, mit deinem Team ortsunabhängig zu arbeiten?
Als Corona kam, hatten wir die Tool-Landschaft gerade genauso aufgestellt wie oben beschrieben. Das war der Startschuss, ab und zu war das Office natürlich noch leerer, inzwischen kommen viele wieder freiwillig und gerne. Es ist also schon gut, so eine Art Hauptquartier zu haben – komplett ortsunabhängig sind wir also nicht.
Wir haben ja auch noch viele Co-Worker bei uns in den Räumen und die nutzen das auch ab und zu für Events. Das ganze Konzept des Büros hat sich ganz natürlich hin zu mehr Erlebnis und Austausch und weniger konzentrierter Arbeit entwickelt.
Arbeitet ihr (nur) ortsunabhängig oder auch zeitunabhängig?
Nein, Teamarbeit ist bei uns schon sehr wichtig, daher können wir nicht komplett zeitunabhängig sein auch wenn viel Koordination in unseren Tools statt findet. Auch wenn KollegInnen in anderen Zeitzonen sind, sprechen wir jeden Tag miteinander.
Worauf sollten Unternehmen besonders achten, die Home Office und remote work gerade neu etablieren?
Man muss Regeln definieren und gegenseitige Erwartungen, damit keine Unsicherheit entsteht. Die oben beschriebene Freiheit, aber auch die Verantwortung für die Selbstorganisation haben wir auch ganz klar so definiert.
Natürlich muss auch die Technik stimmen, gutes Netz, Laptop für jeden. Und dann braucht man eben auch eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens aber auch des Hinhörens und der Kritikfähigkeit, damit man auch schwierige Situationen rechtzeitig erkennt und ansprechen kann und individuell auf Kolleg*innen zugeht, die etwas mehr Aufmerksamkeit brauchen.
Funktioniert erfolgreiches Führen auf räumliche Distanz anders als im Büro?
Ja, man muss noch aktiver auf sein Team zugehen, fragen, sich Dinge zeigen lassen, eben das was man im Büro beim Durch die Gegend Laufen so mitbekommen würde. Man muss auch mehr Verantwortung an die Teams übertragen, die sich häufig abstimmen, egal ob das Projektteams oder Fachgruppen sind.
Die brauchen dann klare Ziele, die auch zu den Unternehmenszielen passen – OKR sind da ein guter Ansatz, der die ganze Organisation zielgerichteter macht und das Top Down Management weniger relevant macht.
Mit welchem Vorurteil werden ortsunabhängige Teams oft konfrontiert und wie würdest du es entkräften?
Dass es zu weniger guten Ergebnissen führt und sich Leute verstecken – das stimmt gar nicht finde ich. Im Gegenteil muss man den Leuten helfen, Grenzen zu setzen, wenn man quasi schon beim Aufstehen bei der Arbeit sein kann.
Drei gute Gründe, warum mehr Unternehmen ihr Team ortsunabhängig(er) aufstellen sollten?
- Man kann international recruiten!
- Man gibt dem Team viel mehr Freiheit und Selbstverantwortung
- Man kann das Büro ganz anders nutzen
Welchen Tipp hast Du für Leute mit dem Wunsch nach einer ortsunabhängigen Festanstellung?
Fragt konkret danach. Viele Firmen zögern und erkennen den Wert noch nicht, die muss man direkt darauf hinweisen.