Ortsunabhängig arbeiten bei … Solidmind

Geschäftsführer von Solidmind, Lars Müller, erzählt im GetRemote Interview wie das ortsunabhängige Arbeiten in seinem Unternehmen funktioniert, mit welchen Schwierigkeiten er konfrontiert wurde und was seine Motivation war.

Wir sind ein Startup im Bereich Nahrungsergänzungsmittel und existieren seit 2015. Unsere Vision ist es, Menschen zu helfen ihr Leben und vor allem ihre Gesundheit selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Neben unseren SOLIDMIND Produkten vertreiben wir auch die CBD Marke Hempamed. Zusätzlich sind wir noch im exklusiven Vertrieb von Produkten verschiedener junger Brands auf Amazon tätig.

 

Steckbrief

●   Unternehmen: SOLIDMIND GmbH

●   Mitarbeiterzahl: 11

●   Modell: full remote

●   Interviewpartner: Lars Müller, Geschäftsführer

1. Wie genau sieht euer flexibles Arbeitsmodell aus?

Wir arbeiten alle komplett ortsunabhängig und halten uns an den unterschiedlichsten Orten der Erde auf. Über die Einteilung der Arbeitszeit darf mein Team weitestgehend selbst bestimmen. Mir ist der Teamgedanke sehr wichtig, weshalb wir regelmäßige Call-Zeiten und einen engen Austausch untereinander pflegen. Seit Neuestem haben wir auch eine Plattform für gemeinsame Produktivitäts-Sessions etabliert, zu denen sich jedes Teammitglied täglich hinzuschalten kann.

2. Mit welchen Tools arbeitet ihr?

Unser wichtigstes Kommunikationstool ist Slack. Da Slack bei uns aber task-freie Zone ist, arbeiten wir auch viel mit dem Projektmanagement-Tool Monday.com. Hier werden die Tasks, Projekte und Ziele verwaltet. Für Emails und Kalender nutzen wir Office. Virtuelle Meetings halten wir über Zoom ab, damit haben wir die besten Erfahrungen gemacht.

 

3. Warum hat du dich dafür entschieden, mit deinem Team ortsunabhängig zu arbeiten?

Vor der Gründung von SOLIDMIND gründete ich eine Softwarefirma, welche ebenfalls ihren Sitz im Allgäu hatte. Aufgrund der geographischen Lage war es schwierig gute Entwickler zu finden. Zudem wollten viele lieber abends arbeiten, weshalb ich schon dort die ersten remote Mitarbeiter angestellt habe. Ich hatte mir damals schon die Frage gestellt, warum ich Talente in ein starres Zeitmodell im Büro „zwängen“ soll bzw. muss?

Allerdings haben meine Mitarbeiter zu der Zeit nur aus der Ferne gearbeitet – mit remote Leadership und remote Team Management hatte ich damals noch kaum Erfahrung. Diese sammelte ich jedoch im Laufe der Jahre und bei SOLIDMIND kommen mir diese Learnings zugute. Hier konnte ich von Anfang an Vieles besser machen. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen, habe aber auch selbst einen großen Drang nach Selbstbestimmtheit und lasse mich auch in keine Raster zwängen. Durch dieses Arbeitsmodell ist die Flexibilität eines Freelancers und die Sicherheit eines Angestellten kombinierbar. Das finde ich einfach großartig! Und mich motiviert es jeden Tag aufs Neue zu sehen, wie dieses Team zusammenwächst, unglaubliche Dinge (er)schafft und trotzdem jeder parallel diese größtmögliche Freiheit für sich privat nutzen kann.

4. Welche Startschwierigkeiten hattest du mit der Einführung des flexiblen Arbeitsmodells? Was ist dein größtes Learning aus der Umstellungsphase?

Ich habe die Firma von der ersten Stunde an remote eingeführt, somit gab es bei uns diese Umstellungsphase nicht. Dennoch hatten auch wir manche Herausforderungen, die wir erstmal bewältigen mussten. Die Größte davon, mit der ich als Geschäftsführer konfrontiert wurde, war der Kontrollverlust. Gehen wir alle in die gleiche Richtung? Wo fließen die Kapazitäten hin?

Anfang dieses Jahres haben wir aus diesem Grund ein Produktivitätssystem eingeführt, welches zum Einen anhand klarer Monats- und Wochenziele für Transparenz der Prioritäten und Kapazitäten sorgt, zum anderen die Produktivität eines jeden einzelnen verbessert. Positiver Nebeneffekt: Wir bekommen uns definitiv täglich als Team zu Gesicht.

Weiterhin kann ich noch zwei Learnings verraten, welche ich von meiner  Software-Firma mitgebracht habe: Die Wichtigkeit von gelingender Kommunikation und die Persönlichkeitsentwicklung jedes Mitarbeiters. Remote Mitarbeiter sollten noch mehr als andere Mitarbeiter fähig sein, Dinge offen anzusprechen und proaktiv zu kommunizieren. Dabei darf die Fähigkeit zur Selbstreflektion nicht fehlen. Darauf achten wir im HR Bereich bei der Einstellung neuer Mitarbeiter sehr.

 

5. Mit welchem Vorurteil werden ortsunabhängige Teams oft konfrontiert und wie würdest du es entkräften?

Von der älteren Generation und vor allem aus dem Corporate Umfeld höre ich oft, dass remote nicht ernsthaft richtiges Arbeiten ist, sondern nur ein „gemeinsam online abhängen“. Man merkt, dass in deren Köpfen das Thema schwer greifbar ist, da wir kein Büro und erst recht keine Stempeluhr haben. Aber es ist meiner Erfahrung nach ja gerade das Gegenteil: Durch die Freiheit sind wir alle viel motivierter und, kombiniert mit den gemeinsam geschaffenen Strukturen, auch viel produktiver.

Ein Beispiel: Es gibt Personen, die morgens produktiver sind als nachmittags – oder anders herum. Ist diese Person wirklich durchweg leistungsfähig, wenn sie von 7-16 Uhr im Office arbeiten muss oder ist sie nicht produktiver, wenn sie nach ihrem eigenen Rhythmus arbeiten kann? Ich wünsche mir da ein wenig mehr Offenheit und Akzeptanz, dass man es heute auch anders machen kann und die Professionalität und Qualität deshalb nicht darunter leiden muss.

 

6. Drei gute Gründe, warum mehr Unternehmen ihr Team ortsunabhängig(er) aufstellen sollten?

1) Die Qualität der Menschen im Team. Zufriedene Mitarbeiter, die bereit sind Großes zu bewegen und all ihre Passion hineingeben. Das ist unbezahlbar

2) Überregionales Recruiting. Das Finden der passenden Talente und Menschen ist einfacher und kann gezielter stattfinden

3) Kostenersparnis seitens des Unternehmens. Nicht nur durch das fehlende Büro, sondern weil  für die Mitarbeiter das Bedürfnis nach einem selbstbestimmten Lebensstil ein Teil ihres Gehaltes ausmacht.

Grundsätzlich möchte ich aber erwähnen, dass remote kein Allheilmittel und somit nicht für alle von Vorteil ist. Ob man sein Team remote aufstellen möchte, muss von Firma zu Firma individuell und bewusst entschieden werden.

7. Welchen Tip hast Du für Leute mit dem Wunsch nach einer ortsunabhängigen Festanstellung?

 

Wenn ihr irgendeine Möglichkeit habt, dann schnuppert in dieses Arbeitsmodell erst einmal rein. Remote zu arbeiten bedeutet viel Disziplin und Eigenverantwortung, was für manche sicher auch sehr überfordert sein kann. Es ist eine tolle Möglichkeit, wenn man der Typ dafür ist. Und das würde ich erstmal versuchen herauszubekommen.

 

Vielen Dank für das Interview!

 

Über mich

Ich bin Teresa und ich helfe Unternehmen Home-Office und remote work erfolgreich einzuführen. In meinem Blog findest du Portraits von Unternehmen, die bereits erfolgreich remote arbeiten und ich teile meine Herangehensweise an Remote Work und Leadership. Viel Spass beim Lesen!

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