Wie kann eine Pressereferentin ortsunabhängig arbeiten?

Ann-Kathrin ist Pressereferentin bei DOTZON und arbeitet seit fast 2 Jahren ortsunabhängig in Festanstellung. Im GetRemote Interview gibt sie Einblicke in ihre Arbeit und gibt Tipps, wie man den Traum von remote work verwirklichen kann.

Ich heiße Ann-Kathrin und bin Pressereferentin bei DOTZON – einem Unternehmen, dass auf neue Top-Level-Domains spezialisiert ist. Eine Top-Level-Domain ist der Teil einer Internetadresse, der rechts neben dem letzten Punkt steht – man kann auch Internetendung sagen. DOTZON berät Unternehmen, Städte und Organisationen, die ihre eigene Internetendung beantragen und in Betrieb nehmen wollen. Und ich sorge dafür, dass DOTZON ein bisschen bekannter wird.

 

1. Seit wann arbeitest du in einer ortsunabhängigen Festanstellung?

Ich arbeite seit fast zwei Jahren bei DOTZON und momentan etwa einmal in der Woche im Home Office. Im April ziehe ich nach Nürnberg, bin dann also fast 450 Kilometer vom Büro in Berlin entfernt. Dann werde ich überwiegend von Zuhause aus arbeiten, weil ich meinen Job nämlich behalte. Bei uns im Team haben wir bisher gute Erfahrungen mit dem ortsunabhängigen Arbeiten gemacht – ich habe beispielsweise einen Kollegen, der in Niedersachsen wohnt und alle zwei Wochen zu uns nach Berlin kommt.

2. Wie sieht eine typische Arbeitswoche bei dir aus?

Meistens starte ich meinen Arbeitstag schon um 7 Uhr morgens. Das habe ich anfangs gemacht, um den Stoßzeiten zu entgehen, wenn ich ins Büro gefahren bin. Mittlerweile fange ich aber auch so früh an, wenn ich von Zuhause aus arbeite. Morgens bin ich am produktivsten und das nutze ich gerne aus.

Jeden Montag haben wir unser Team Meeting, das zwischen einer halben und einer Stunde dauert. Wer nicht körperlich anwesend ist, wird telefonisch zugeschaltet. Im Team Meeting besprechen wir Organisatorisches und erzählen den anderen, welche Aufgaben gerade jeweils anstehen. Für mich ist das eine gute Gelegenheit, meine Arbeitswoche zu planen und Projekte zu priorisieren. Wie ich meine Woche verbringe, entscheide ich nämlich größtenteils selbst.

3. Wie sieht euer flexibles Arbeitsmodell aus und wozu nutzt du die gewonnene Flexibilität?

Ein festes Modell gibt es nicht – Arbeitszeiten und -orte sind individuell mit den einzelnen Teammitgliedern abgestimmt. Ich arbeite, wie gesagt, momentan einmal in der Woche von Zuhause aus, ein Kollege kommt alle zwei Wochen ins Berliner Büro und eine unserer Werkstudentinnen verbringt derzeit ein Auslandssemester in Los Angeles und arbeitet von dort aus für uns. Auch unsere Chefs sind regelmäßig unterwegs: Von Bus, Bahn, Flugzeug oder Hotelzimmer aus zu arbeiten, gehört für sie zum Alltag.

Für mich hat die Home-Office-Regelung nur Vorteile. Es ist schon vorgekommen, dass ich zwei Stunden ins Büro gebraucht habe, weil so viel Verkehr war, oder dass ich einige U-Bahnen davonfahren lassen musste, weil sie so voll waren. Wenn ich von Zuhause aus arbeite, kann das natürlich nicht passieren.

Außerdem mag ich es, wenn ich bei bestimmten Aufgaben vollkommen ungestört bin. So schön es ist, Kollegen zu haben – wenn ich beispielsweise Artikel schreibe, finde ich es gut, dabei absolute Ruhe zu haben. Und wenn ich den Kopf zwischendurch freibekommen möchte, kann ich einfach eine Runde mit meinem Hund drehen.

Dass ich meinen Job behalten kann, obwohl ich bald weit weg ziehe, ist natürlich die Kirsche auf der Torte. Ich bin schon dankbar dafür, dass meine Chefs auf die Lebensumstände ihres Teams so flexibel reagieren – und es hat mir natürlich auch die Entscheidung leicht gemacht, den Schritt in eine andere Stadt zu wagen.

 

4. Wie haltet ihr den sozialen Aspekt der Zusammenarbeit aufrecht?

Jeden Montag tauschen wir uns im Teammeeting aus – und sprechen da nicht nur über Berufliches. Wir geben uns auch gegenseitig Tipps fürs Wochenende, diskutieren über die neueste Netflix-Serie oder schwärmen vom letzten Urlaub. Während der Arbeitszeit ist jedes Teammitglied außerdem per Chat über Skype erreichbar. So lassen sich kleinere Fragen schnell klären. Außerdem sehen wir uns ja trotzdem alle noch regelmäßig – nur eben nicht täglich.

5. Hat sich an deinem Verhältnis zur Arbeit und zu deinem Arbeitgeber etwas verändert?

Ich denke nicht, dass sich viel verändert hat. Die Hierarchien waren bei uns schon immer recht flach und dass sind sie auch mit steigender Flexibilität geblieben. Ich weiß aber natürlich, dass die Freiheiten, die ich hier habe, nicht selbstverständlich sind. Bei vielen anderen Arbeitgebern hätte ich mir wohl mit meinem Umzug auch eine neue Stelle suchen müssen.

Was ich an meinem jetzigen Job habe, weiß ich sehr zu schätzen und bin wahrscheinlich auch motivierter als in einem Umfeld, das ich als „Korsett“ empfinden würde.

Klar ist natürlich, dass ich meine Freiheiten nicht ausnutze. Allerdings habe ich mir meine Aufgaben ja auch schon im Büro selbstständig organisiert – Zuhause mache ich das eben einfach weiter. Wer dagegen immer wen zum Reden braucht, gerne klare Strukturen hat und nicht so gut darin ist, sich selbst zu organisieren, für den ist Home Office auch nicht gut geeignet.

6. Welchen Tip hast Du für Leute mit dem Wunsch nach einer ortsunabhängigen Festanstellung?

Wer auf der Suche nach einer ortsunabhängigen Anstellung ist, sollte im Bewerbungsgespräch einfach danach fragen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Unternehmen flexible Regelungen anbieten, ohne dass in der Stellenausschreibung etwas davon stand. Und auch, wer nicht extra den Job wechseln möchte, kann seinen Wunsch doch ruhig einmal beim Chef ansprechen – Argumente, die für Home-Office-Regelungen sprechen, gibt es mittlerweile ja genug. Skeptische Arbeitgeber lassen sich vielleicht von einer schrittweisen Umstellung überzeugen: Man könnte mit erst einmal einem Tag im Home-Office anfangen und nach und nach aufstocken.

Wenn ich von Zuhause aus arbeite, trenne ich übrigens strikt zwischen Job und Freizeit. Das heißt, ich wasche nicht zwischendurch Wäsche, spüle ab oder wische Staub. Wenn ich meine Aufgaben immer wieder unterbreche, brauche ich damit viel länger, weil ich jedes Mal erst wieder hineinkommen muss. Ab und an den Hund zu belustigen ist aber erlaubt – allerdings dürfte er ansonsten auch mit ins Büro kommen, wo die Situation nicht anders wäre 😉

Welchen Rat kannst du Unternehmen mit auf den Weg geben, die überlegen, ihr Team ortsunabhängig(er) aufzustellen?

Manchmal habe ich den Eindruck, dass Vorgesetzte ihren Mitarbeitern zu wenig vertrauen und sie deshalb nicht ortsunabhängig arbeiten lassen wollen. Das Vorurteil, dass Angestellte Home Office ganz gerne einmal mit Urlaub verwechseln, kann ich allerdings nicht bestätigen. Ich kenne einige Leute, die ortsunabhängig arbeiten und von denen nutzt niemand seine Flexibilität für mehr Freizeit aus.

Es gibt ja sogar Studien, die belegen, dass Mitarbeiter Zuhause produktiver sind und besserer Ergebnisse abliefern. Unternehmen rate ich deshalb, ihren Mitarbeitern einfach zu vertrauen – ob sie wirklich arbeiten, merkt man schnell, selbst wenn sie nicht im Büro sind.

Vielen Dank für das Interview!

Über mich

Ich bin Teresa und ich helfe Unternehmen Home-Office und remote work erfolgreich einzuführen. In meinem Blog findest du Portraits von Unternehmen, die bereits erfolgreich remote arbeiten und ich teile meine Herangehensweise an Remote Work und Leadership. Viel Spass beim Lesen!

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