
1. Seit wann arbeitest du in einer ortsunabhängigen Festanstellung?
Seit 2 Jahren arbeite ich für eine Kölner Firma von Teneriffa aus. Als ich meinem Chef damals den Vorschlag machte, nur noch Teilzeit zu arbeiten und meinen Arbeitsplatz nach Teneriffa zu verlagern, war er sehr skeptisch.
Aber auf persönlicher Ebene konnte er meine Beweggründe nachvollziehen und wollte mich in dem Vorgaben nach Teneriffa zu ziehen und von der Vollzeit- in die Teilzeitanstellung zu wechseln nachvollziehen. Also galt es ihm zu beweisen, dass ich als Social Media Koordinatorin die meisten meiner Aufgaben online erledige. Damit Meetings und Präsentationen weiterhin möglich waren, schlug ich ein Job-Tandem vor.
Nach drei nervenaufreibenden Monaten war eine Job-Sharing-Partnerin gefunden und ich erhielt das „Go“.
2. Wie sieht eine typische Arbeitswoche bei dir aus?
Seitdem ich auf Teneriffa lebe, arbeite ich nur noch in Teilzeit. Drei Tage die Woche sind fest für meine Festanstellung reserviert. Der Bürotag unterscheidet sich kaum von einem Home Office Tag in Deutschland. Aber nebenher habe ich an den freien Tagen Zeit, mich ehrenamtlich im Naturschutz und sozialen Projekten zu engagieren.
Außerdem habe ich vor zwei Jahren den Blog AufderSonnenseite.de gegründet. Im März steht die erste Workation auf Teneriffa an und endlich habe ich nach über sechs Monaten Schreib- und Recherchearbeit den Praxis-Ratgeber zum Erfolgreichen Auswandern nach Teneriffa herausgebracht.
Ich habe in etwa auch eine 40-Stunden Woche, aber da ich mir neben der Teilzeitstelle die Arbeit frei einteilen kann, fühlt es sich sehr gut an. Diese Freiheit und Flexibilität schätze ich enorm.
3. Wie sieht euer flexibles Arbeitsmodell aus und wozu nutzt du die gewonnene Flexibilität?
An drei Tagen die Woche bin ich eben an feste Zeiten gebunden, was aber absolut okay ist. Ich kann von zuhause, dem Coworking Space oder der Bibliothek arbeiten. Das fördert meine Kreativität und gibt mir immer wieder neue Energie. Dank meines digitalen Jobs kann ich auf Teneriffa leben – für mich selbst nach zwei Jahren noch ein Traum!
Nach der Arbeit kitesurfen, klettern oder tauchen zu können, ist für mich das Größte.
4. Wie haltet ihr den sozialen Aspekt der Zusammenarbeit aufrecht?
Per Telefon, Web Konferenzen und E-Mails. Alle paar Monate fliege ich auf eigene Kosten für eine Woche nach Köln, um mit meinen Kollegen vor Ort zu arbeiten.
5. Hat sich an deinem Verhältnis zur Arbeit und zu deinem Arbeitgeber etwas verändert?
Ich bin meinem Team und meinem Chef gegenüber unglaublich dankbar für das Vertrauen und die Unterstützung. Denn ich bin die Einzige in der Firma, die remote arbeitet. Mit dem Modell sind alle Beteiligten so zufrieden, dass aus dem vereinbarten Jahr sogar schon zwei geworden sind. In meinem Fall kann ich sagen, dass die ortsunabhängige Festanstellung ein gutes Mittel zur Mitarbeitermotivation, -förderung und -bindung ist.
6. Welchen Tip hast Du für Leute mit dem Wunsch nach einer ortsunabhängigen Festanstellung?
Habe für jedes Problem eine Lösung! Dein Chef äußert Bedenken oder Zweifel? Leg dich ins Zeug und arbeite Konzepte aus, wie das ortsunabhängige Arbeiten in deinem speziellen Fall aussehen kann. Es kann hilfreich sein, wenn du dem Ganzen einen Zeitrahmen gibst. So fällt es deinem Chef vielleicht leichter der Sache eine Chance zu geben und beidseitig können das Modell testen.
7. Welchen Rat kannst du Unternehmen mit auf den Weg geben, die überlegen, ihr Team ortsunabhängig(er) aufzustellen?
Wer loyale, qualifizierte und eigenverantwortliche Mitarbeiter anheuern und halten will, sollte der ortsunabhängigen Festanstellung unbedingt eine Chance geben. Es ist das Arbeitsmodell der Zukunft, das für beide Seiten unheimliches Potenzial hat.
Vielen Dank für das Interview!